Das Schwarzriesling-Dorf Kürnbach
„Kürnbach - dieser Marktflecken zweier Staaten, abgetheilt an Hessen und an Baden..." Bereits vor 1900 besang der Heimatdichter Samuel Friedrich Sauter sein Heimatdorf Kürnbach und zeigte damit die wechselvolle Geschichte des Ortes auf.
Gehen Sie auf Zeitreise - von der frühen Besiedlung bis heute.
Frühe Besiedlung
Funde beweisen, dass Kürnbach schon sehr früh besiedelt worden war. Zeugen einer Siedlungsstelle der Jungsteinzeit (ca. 5.-3. Jahrtausend v. Chr.) sind u.a. Funde von Gebäuderesten, Bandkeramikscherben und Roteisenstücke. Bezeichnungen wie "Alter Postweg", ein Teil der Römerstraße Stettfeld-Cannstatt oder "Römerbächlein", ein Münzfund und ein Brunnen mit römischen Ziegeln weisen darauf hin, dass auch die Römer in Kürnbach waren. Aus merowingisch-fränkischer Zeit schließlich stammt ein Grab, das im heutigen Ortsetter gefunden wurde. Unter den Grabbeigaben befand sich neben farbigen Glasstücken und Tonperlen auch eine Rundfibel mit Gold.
Das Kürnbacher Wappen
Die Gemeinde Kürnbach, nach den Aufzeichnungen des Wirtemberger Urkundenbuchs erstmals anno 1181 unter der Ortsbezeichnung "Quirinbach" erwähnt, führt das nachstehend beschriebene Wappen:
In Rot eine stehende silberne Adlerklaue.
Das Wappen Kürnbach, welches auf einem Siegel überliefert ist, zeigt schon auf einer Urkunde des Bad. Generallandesarchivs zu Karlsruhe vom 20. Juli 1782 einen Raubvogelfuß.
Meilensteine im Lauf der Geschichte
Kürnbach gehörte früher teilweise zum Besitz des Klosters Weißenburg, später auch des Klosters Hirsau. Die Weißenburger Güter wurden vermutlich von den Kraichgaugrafen zur Ausstattung des Klosters Sinsheim verwendet, das seit dem 13. Jahrhundert in Kürnbach eine Probstei hatte. Das zugehörige "Klösterlein" stand unweit des Kürnbacher Wasserschlosses auf dem Käsbuckel. Aufgebrachte Bauern zerstörten es im Bauernkrieg 1525. Heute erinnert der Straßename Klosterstraße daran.
Einen besonderen Stellenwert besaß die Gemeinde durch das Marktrecht, das ihr im Jahr 1543 verliehen wurde. Das Apothekenrecht erhielt Kürnbach bereits 1369.
Gebäude und Kirchen
Schon früh war das Dorf durch eine Mauer, die teilweise noch erhalten ist, befestigt. Drei Tore, das Ober-, das Grein- und das Katzenhöfertor, führten in den Ort.
Bereits um das Jahr 800, zur Zeit Karls des Großen, besaß Kürnbach eine Holzkirche, die später durch einen romanischen Steinbau ersetzt wurde. Der Grundstein zur heutigen Kirche wurde 1499 gelegt. Dieser Bau wurde 1501 im Spätgotischen Stil beendet.
Die Kirche beherbergt das Grabmal der beiden letzten Ortsadeligen, Bernhard von Sternenfels und dessen Gemahlin Agatha von Weitershausen. Dieses Renaissance - Epitaph gilt in der Kunstgeschichte als eines der schönsten im Land.
Kondominatszeit
Kürnbach blickt als ehemals hessisch-württembergische, von 1810 bis 1904 hessisch-badische Kondominatsgemeinde, auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.
Geschichte des Weins
Dass der Wein in dem badischen Schwarzriesling-Dorf seit jeher eine Rolle spielte, davon zeugen bereits Urkunden aus dem Jahr 1278. Damals schenkte die Edelfrau Adelheid von Liebenstein dem Kloster Itzingen 14 Morgen Weinberg "in Quirinbach, gelegen zu Berthenloch“ - was so viel heißt wie: "in Kürnbach zu Bechtloch". Eine weitere Urkunde belegt den Verkauf dreier Weinberge von Dieter von Sternenfels an das Kloster Herrenalb.
Kürnbach liegt an der Badischen Weinstraße und ist für Liebhaber exzellenter Weine längst kein Geheimtipp mehr. Zwar hat der vorzügliche Schwarzriesling Kürnbach bekannt gemacht, doch werden heute auf rund 118 Hektar auch Lemberger, Spätburgunder, Riesling, Müller-Thurgau und Grauburgunder sowie viele weitere Rebsorten angebaut. Mit der Auszeichnung "Weinsüden Weinort" gehört Kürnbach seit 2020 zu den besonderen Weinorten in Baden-Württemberg.
Sie interessieren sich für Wein?
In Deutschland gibt es 13 Weinanbaugebiete und auf der interkativen Karte des Deutschen Weininsituts finden Sie Kürnbach in Baden an der Grenze zum Weinanbaugebiet Württemberg.
Dorfsanierung im Laufe der Zeit
1964 wurde in Kürnbach, als eines der ersten Dörfer im Kraichgau, eine Dorfsanierung durchgeführt. In Kürnbach waren erhebliche strukturelle, funktionale und bauliche Mängel vorhanden, deren Bereinigung durch das damals verbreitete Stockwerkseigentum erschwert wurde. Im Geist der Zeit wurde der Grundrissplan des einstigen Haufendorfes teilweise neu gestaltet. Mit der Kronenstraße entstand eine kleine Fußgängerzone mit Einkaufsmöglichkeiten. Der Marktplatz, eingerahmt von Rathaus, Kirche und Gasthof ist heute ortsbildprägend. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden mit Hilfe der ELR-Förderung einige Objekte liebevoll saniert.
2018 wurde die Gemeinde in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen und seither gibt es viele private und kommunale Sanierungsmaßnahmen im Historischen Ortskern.
Ortsgeschichtlicher Rundgang
Der Ortsrundgang beginnt am Marktplatz beim ältesten Ortsplan, der zur Verfügung steht - die Kieser’ sche Forstkarte, die Kürnbach im 17. Jahrhundert zeigt. Anhand von 20 Stationen lernen die Besucher beeindruckende Gebäude, sehenswerte Fachwerkhäuser und interessante, historische Persönlichkeiten kennen.
Ortschronik
Die Kürnbacher Ortschronik schildert die Anfänge der Ortsentwicklung und führt den Leser durch die ungewöhnliche Geschichte eines ungewöhnlichen Dorfes. Dabei geht die Autorin und Historikerin Frau Dr. Heike Drechsler-Meel auf politische Ereignisse ebenso ein wie auf das wirtschaftlich-kulturelle Leben: Vom Dorfadel im Mittelalter über den Dreißigjährigen Krieg bis zur 1.000-jährigen Kirchengeschichte. Wissenswertes wird auch über das Zunftwesen, über den Weinbau und das Schulwesen berichtet. Ebenso werden besondere Kürnbacher Bürger und Bauten beleuchtet. Ein Kapitel über das rege Vereinsleben sowie das Kürnbacher Lied runden die interessante Ortschronik ab.
Die Ortschronik Kürnbach:
Kürnbach - ...einst Marktflecken zweier Staaten ...
ISBN 3-89735-297-7
28,-- €
Erhältlich im Bürgerbüro des Rathauses.